Durchblutung bei Hochdruck- und Normaldruckglaukom

Augendruck

Ein erhöhter Augendruck ist zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige Risikofaktor für eine glaukomatöse Optikus Neuropathie (GON). Ebenfalls wichtig sind Störungen der Durchblutung. Diese sind nicht nur eine Folge der GON oder des hohen Augendruckes, vielmehr gibt es auch primäre Durchblutungsstörungen, die kausal an der Entstehung des Schadens beteiligt sind. Das ist umso wichtiger, weil diese meist therapierbar sind. Dazu kommt, dass ein hoher Augendruck v.a. dann zur Reduktion der Durchblutung führt, wenn gleichzeitig die Autoregulation gestört ist.
Correlations between intraocular pressure, visual field and visual acuity
P Niesel, J Flammer:
Correlations between intraocular pressure, visual field and visual acuity, based on 11 years of observations of treated chronic glaucomas
Der Augendruck ist nicht der Fokus dieser Webpage. Wir fragen uns hier aber, ob der Augendruck nicht nur mechanisch, sondern auch durch eine Reduktion der Durchblutung den Sehnerven schädigen könnte. Interessanterweise haben bereits sehr frühe Studien von Niesel und Flammer gezeigt, dass v.a. Augendruck-Schwankungen zum Gesichtsfeld-Schaden beitragen. Ist die Autoregulation der Augendurchblutung überfordert oder ist sie defekt, dann schwankt die Durchblutung. Die daraus folgenden Schwankungen des Sauerstoffangebotes erhöhen den oxidativen Stress in den Mitochondrien der Axone in der Papille und tragen so entscheidend zur Entwicklung von GON bei.
Die quantitative Perimetrie beim Glaukompatienten ohne lokale Gesichtsfelddefekte
J Flammer, E Eppler, P Niesel:
Quantitative Perimetry in the Glaucoma Patient Without Local Visual Field Defects
Glaukom führt nicht nur zu Skotomen im Gesichtsfeld, sondern auch zu einem diffusen Schaden. Bei der automatischen statischen Perimetrie zeigt sich das in einer Absenkung der Bebie-Kurve. In der manuellen kinetischen Perimetrie äußert sich das durch Einengung der Isopteren. Flammer und Niesel haben gezeigt, dass die Zunahme dieses diffusen Glaukom-Schadens mit der Stärke der Augendruckschwankung korreliert. Das bedeutet folgendes: a) bei der Glaukom-Perimetrie sollten wir nicht nur nach Skotomen suchen, sondern ebenso sehr auch den diffusen Schaden quantifizieren und b) bei der Behandlung des Augendruckes ist nicht nur das Senken, sondern v.a. das Stabilisieren wichtig.